Montag, 28. Januar 2008

Datenerhebungsmethoden II

Datenerhebungsmethoden II

Block I

1. Welche Formen schriftlicher Befragung gibt es?

ohne Anwesenheit des Interviewers:

- postalische Befragung

- Fragebogen persönlich überbringen und wieder abholen (drop-off)

- CSAQ: computer-assisted-self-administrated-questionnaire

in Anwesenheit des Interviewers:

- Gruppenbefragungen (als Hilfsmittel bei heiklen Fragen in mündlichen Interviews können schriftliche Fragen vorgesehen werden)

- Interview

2. Nennen Sie einige Vorzüge, die schriftliche Befragung gegenüber mündlicher Befragung haben kann. Welche Nachteile gibt es?

Vorteile:

- Kosten

- geringer Erhebungsaufwand

- kein Einfluss durch Interviewer (aber auch keine Unterstützung)

- selbstbestimmtes Ausfüllen

- Anonymität

- Erreichbarkeit

Nachteile:

- hohe Ausfallquoten

- keine Kontrolle der Situation

- Längenbegrenzung

- Interviewer kann nicht helfen, Zwang zur Selbstexplikation

3. Skizzieren Sie ein mögliches Design für Datenerhebung einer schriftlichen Befragung!

Möglich wäre ein Zusenden des Fragebogens, der nach den Grundsätzen der Total Design Method erstellt wurde, vielleicht verbunden mit Aussicht auf eine Belohung (keine Werbegeschenke, interessant vor allem für höhere Schichten oder Firmen ist die Aussicht auf das Zustellen der Auswertung der Befragung). Es sollte mit dem Fragebogen ein Brief mitgeschickt werden, in dem Fragen nach Anonymität, Auswertung, Untersuchungszielen, Auftraggeber, Instruktionen zum Zurückschicken und ähnliches geklärt werden (FAQ; Verkaufstrick oder Werbegag? Was hat das mit mir und meinen Problemen zu tun? Ist es das wert? Sind Fragen schwer (SHE)). Nach einer Woche sollte man ein Erinnerungsschreiben mit Dank für das Ausfüllen des Fragebogens versenden. Nach drei Wochen ein weiteres Erinnerungsschreiben mit neuem Fragebogen an Personen ohne Rücklauf. Nach sieben Wochen dann noch einen neuen Fragebogen mit Einschreiben an alle weiteren Personen, die noch keinen Fragebogen zurück gesendet haben.

4. Was ist die total design method?

Die Einbeziehung aller äußeren Faktoren bei der Gestaltung des Fragebogens bis hin zur Briefmarke. Eine postalische Befragung sollte einen professionellen Gesamteindruck machen. Das Anschreiben sollte persönlich unterschrieben sein. Man sollte großes Papier verwenden. Die Fragebögen sollten übersichtlich und selbsterklärend sein. Ausserdem sollten sie bei den Befragten ein gutes Kosten/Nutzen-Gefühl erzeugen.

Block II

1. Was sind die Vorzüge telefonischer Befragungen?

- preisgünstiger und schneller als mündliche Befragungen

- weniger Misstrauen beim Zugang

- einfache Stichprobenziehung

- Forscher näher am Feld

- keine Filterfehler, keine Fehler bei der Verkodung, Konsistenzprüfungen während des Interviews

2. Wie kann man eine zufällige Telefonstichprobe ziehen? Was ist demgegenüber Random Digit Dialing?

zufällig:

- Telefonbuchziehung

Random Digit Dialing: alle Ziffern zufällig gewählt

- in Deutschland schwierig wg. Nummernstruktur

- also mod. RDD:

- Zufallsauswahlen von Gemeinden und Bereinigung

- Zufallsauswahl nichtleerer Blöcke

- RDD innerhalb der nichtleeren Blöcke

3. Was ist Randomized Last Digit, was sind dessen Vor- und Nachteile?

- letzte Ziffer wird zufällig ausgewählt

- Vorteil: große Hit-Rate, kosten- und zeitsparend

- Nachteil: unbekannte Inklusionswahrscheinlichkeiten

4. Warum sind Telefonbuchstichproben nicht wirklich Zufallsauswahlen?

Nicht jeder ist in Telefonbüchern eingetragen (systematische Ausfälle?).

5. Was ist ein CATI? Welche Funktionen hat es?

- computer assisted telephone interview

- Funktionen: automatische Filterführung, formale Tests auf gültige Antwortstufen, Pausibilitätstest während des Interviews, Reihenfolgeeffekte können minimiert werden, Datenerfassung, Interviewdauer sinkt

6. Was ist ein CSAQ?

computer assisted self-administrated questionnaire (z.B. auf Messen, Passantenbefragungen, Ausstellungsbesucher)

7. Welche Informationen sollte ein Interviewer am Anfang eines telefonischen Interviews geben?

- Identität des Anrufenden, Namen nennen

- Auftraggeber

- Name der Studie

- Grund / warum ich?

- eventuelle Belohnung angeben

- ( Anonymität / Datenschutz ansprechen)

- Dauer der Befragung

8. Was versteht man unter CAPI und was ist CSAQ?

CAPI: computer assisted personal interview

Block III

1. Was ist eine Online-Forschung?

Forschung im Internet.

reaktive Verfahren:

- Fragebogenuntersuchung im Internet, z.B. per Email, im Web, in Newsgroups, in Chats, Mailinglisten etc

- Online Interviews (eher selten)

nicht-reaktiv:

- wären solche ohne „Reaktion eines Menschen“, also z.B. Logfile-Analysen, Beobachtungen, Inhaltsanalysen

2. Beschreiben Sie das methodische Problem, dass die Online-Befragung mit sich bringt?

Es besteht keine Sicherheit darüber, wie sich die jeweilige Stichprobe zusammensetzt, da

1. unbekannte Grundgesamtheit und 2. unbekannter Selbstselektionsprozess, somit Generalisierungen auf Zielpopulation nicht möglich

3. Was ist Selbstselektion in einer Online-Befragung?

  1. Stufe: nicht alle Web-Benutzen nehmen einen Aufruf zur Umfrage überhaupt wahr („Awareness-Faktoren“)
  2. Stufe: Umfrageaufmerksamkeit der Nutzer abhängig von Thema und persönlichem Interesse („Teilnahmeabsichtsrelevante Faktoren“)
  3. Stufe: sog. Klicker (Teilnahmeentscheidungsrelevante Faktoren)
  4. Stufe: Teilnehmer (aber einige steigen noch aus, sog. „Drop-Out-Phänomene“)
  5. Stufe: Vollständige Teilnahme

4. Vorteile und Nachteile von Online-Forschung.

Vorteile

Nachteile

kurze Feldzeiten

Bekanntmachung, Problem von Werbung und Spamming

schnelle Verfügbarkeit

coverage bias (geringe Netzabdeckung)

komplexe Befragungsmuster (z.B. durch Filterführung)

unbekannte Grundgesamtheit, keine eindeutigen Listen zur Stichprobenziehung

Daten über Befragungsprozess (z.B. Zeitaspekt allgemein und für einzelne Fragen)

Selbstselektion

Geringe Kosten (für Forscher_innen)

Mehrfachteilnahme (bes. bei Gewinnspielen)

automatische Weiterverarbeitung der Daten

Kosten für Empfänger


(Un-)Sicherhit im Internet / Datenschutz / Anonymität

andere Herausforderungen der Online Forschung:

- neuartiges technisches know-how erforderlich

- stärkere Bedeutung von Präsentation, Design und Layout

- Datenqualität (Zustand des Befragten, Umgebung, Anwesenheit Dritter etc.)

5. Welche reaktiven Formen der Online-Befragung gibt es?

- Fragebogenuntersuchung im Internet, z.B. per Email, im Web, in Newsgroups, in Chats, Mailinglisten etc

- Online Interviews (eher selten)