Mittwoch, 16. Januar 2008

Thema VII: Forschungsdesign III

1) Unterscheiden Sie Quer- und Längsschnittuntersuchungen.

- Längsschnitt: Über längere Zeit wiederholte Untersuchung (Bsp: Trendanalyse, Kohortenanalyse, Panel). Vorteile: Reliabilität (Zuverlässigkeit), wahre Veränderung, Prüfung von Kausalitätshypthesen

- Querschnitt: Einmalige, quantitative, möglichst weit reichende Untersuchung (Bsp: Survey)

2) Was ist ein Panel?

Ein Panel ist eine replizierte Survey-Untersuchung an denselben Personen. Es werden intra- und interindividuelle Veränderungen untersucht. Probleme: Messintervalle, Konstanz der Messinstrumente (über längere Zeit), Panelmortalität.

3) Was sind Paneleffekte?

- Lerneffekte in Bezug auf Items und Interviewsituation

- Zunehmende Flüchtigkeit

- Veränderung des Verhaltens durch das Thematisieren

- Ausbildung von Einstellungen, die vorher gar nicht da waren

- Enge Beziehung zwischen Befragtem_er und Interviewer_in

4) Was ist ein unvollständiges Panel-Design?

(vor allem Geld-Sparmaßnahme)

I. alternierende Panel (zwei Gruppen abwechselnd befragen)

II. Rotierende Panel (einmal alle Fragen, Aufteilen in Gruppen, dann immer eine nicht befragen)

III. Geteilte Panel (Panel mit Querschnitten zu bestimmten Zeitpunkten)

5) Was ist ein Design, das Trendanalyse ermöglicht? Was ist demgegenüber

Kohortenanalyse?

Bei beiden Analysen handelt es sich um Längsschnittanalysen.

- Trendanalyse

o zu verschiedenen Zeitpunkten verschiedene Individuen einer Gruppe das gleiche fragen

o Betrachtet wird die Gruppentendenz

o Spezielle Abwandlung des Paneldesigns; jedoch keine wiederholte Befragung derselben Personen.

o Immer gleiches Stichprobenverfahren zur Erfassung der Stichprobe

o Gleiche Operationalisierung

- Kohortenanalyse (Kohorten = Jahrgänge, die der Abgrenzung von Bevölkerungsgruppen dienen)

o 2 Möglichkeiten:

§ Intra-Kohorten-Vergleich: Untersuchung, in der Kohorten in wiederkehrenden Zeitabständen auf bestimmte Merkmale hin untersucht werden

§ Inter-Kohorten-Vergleich: Vergleich von versch. Kohorten

6) Grenzen Sie gegeneinander ab: Dauerbeobachtung, Lebensverlaufsforschung, Biographieforschung.

- Dauerbeobachtung: Ständige Beobachtung der Untersuchungspersonen

- Lebensverlaufsforschung: Beobachtung von bestimmten Teilaspekten, aber nicht zwangsläufig nur einer

- Biographieforschung: alles ist wichtig, erzählen lassen, eher im qualitativen Bereich

7) Bei welchen sozialwissenschaftlichen Problemstellungen sind Einzelfallanalysen angebracht?

Wenn…

… es nur einen Fall gibt

… der Zugang schwierig ist (z.B. Sekten)

… Hypothesen generiert werden sollen

Aber…

… Problem der Generalisierbarkeit

… nichts dagegen einzuwenden, aber man muss sich der Beschränkung

bewusst sein

8) Was ist eine Sekundäranalyse?

- man erhebt keine eigenen Daten, sondern nutzt bereits vorhandene (z.B. ALLBUS)

- besondere Vorsicht geboten: passen die Daten für den Zweck? Sind die Daten aktuell? Stimmen die Antwortvorgaben mit der Forschungsfrage überein? Sind die Vercodungen angemessen?

- Quellen: Datenarchive, Statistische Ämter, Prozessproduzierte Daten, Fortgeschriebene Indikatorendatensätze, Forschungsdatenzentren und Servicezentren

9) Netzwerkanalysen: Wie werden Netzwerke beschrieben? Welche Typen von

Netzwerken kennen Sie?

- Netzwerke beschreiben soziale Beziehungen

- Netzwerke lassen sich beschreiben anhand von:

o Netzwerkumfang

o Netzwerkdichte

o Zentralität

o Netzwerkcluster, -segmente

o zu unterscheiden sind sozial schwache /starke Beziehungen

o ego-zentrierte und multiplexe Netzwerke

- Graphentheorie, Soziometrie

- verschiedene Netzwerke:


10) Beschreiben Sie ein mögliches empirisches Vorgehen zur Erhebung von egozentrischen Netzwerken mit Fragebögen.

?

11) Beschreiben Sie die möglichen Vorgehen zur Erhebung von egozentrierten

Netzwerken mit Fragebildung!

?

Allgemeine Erhebungsvorgehen in Umfragen sind

- Drei-besten-Freunde-Methode

- Namensgenerator

- Computer-Erhebungen

- Schneeball-Methode

Thema VI: Forschungsdesign II

1)Zählen Sie 4 bis 6 mögliche Störfaktoren bei der Realisierung eines Forschungsdesigns auf.

- unbeobachtete Heterogenität

- Fehlspezifikation

- zwischenzeitliches Geschehen

- Veränderung der Person

- Test-Retest-Effekt

- Instrumentation

- Selektion (Zufall, Mortalität, missing data)

2) Was versteht man unter einer unabhängigen Variablen und was unter einer

abhängigen?

Es besteht ein kausaler Zusammenhang zwischen Variablen. Die Ursache wird dann als Unabhängige Variable, die Wirkung hingegen als die abhängige Variable bezeichnet. Da Kausalität nur in einer zeitlichen Abfolge von Ursache (vorher) und Wirkung (nachher) denkbar ist gilt weiterhin: Die unabhängige Variable muss zeitlich vor der abhängigen eintreten. Die Variablen müssen korrelieren und sie müssen ein geschlossenes System bilden, d.h. es darf keine Scheinkausalität durch Drittvariablen entstehen

3) Was bezeichnet man als "Selektionsfehler" bei der Realisierung eines

Forschungsdesigns?

Als Selektionsfehler bezeichnet man bei der Realisierung eines Forschungsdesigns eine grundsätzliche Veränderung der Zusammensetzung der Stichprobe. Dies kann durch Zufall geschehen oder systematisch. Besonders in letzterem Falle besteht die Gefahr, dass eine erneute Befragung nicht durch den Einfluss einer unabhängigen Variable anders ausfällt, sondern durch eine unrepräsentative Stichprobe (im Sinne der Vergleichbarkeit) verfälscht wird.

4) Untersuchen sie die interne und die externe Validität einer sozialwissenschaftlichen Untersuchung.

Überlegungen zur internen Validität befassen sich mit Fragen folgender Art:

- In wie fern ist die Variation in der AV auf die Variation in der UV zurückzuführen?

- Wie gut ist es gelungen, in der Untersuchung nur die Auswirkungen der UV in der AV zu finden?

- Können mögliche Alternativhypothesen zur UV-Erklärung der AV-Variation ausgeschlossen werden?

Ein Versuchsplan ist dann intern valide, wenn die Variation der AV (bis auf unsystematische Fehlervarianz FV) nur auf die Variation der UV zurückgeht.

Kernprobleme der externen Validität sind die Populationsvalidität und die ökologische Validität (z.B. Wäre etwas anderes herausgekommen, wenn andere Personen, zu anderen Zeiten in verschiedenen Situationen (Umgebungen) an anderen Plätzen untersucht worden wären?). Populationsvalidität bezieht sich auf Versuchspersonenrepräsentativität und kann stichprobentheoretisch noch einigermaßen hergestellt werden. Schwieriger wird es, über Situationen zu generalisieren. Dies ist praktisch unmöglich, da die Population der möglichen Situationen in den wenigsten Fällen geklärt erscheint.

5) Was ist Untersuchungsmortalität? In welchen Forschungsdesigns spielt sie eine Rolle?

Das Problem der Untersuchungsmortalität geht auf den Selektionsfehler in Langzeitstudien oder Mehrfachbefragungen zurück. Es stellt sich die Frage ob die Mortalität die Stichprobe in ihrer Grundzusammensetzung verändert, da sie beispielsweise systematisch auftritt. Dann wäre das Befragungsergebnis verfälscht.

6)Was sind reaktive Messeffekte?

Möglicher Störfaktor eines sozialwissenschaftlichen Forschungdesigns: Reaktivität oder reaktive Effekte des Messen: Durch die Durchführung des Pretests oder der ersten Befragungswelle kann die Empfänglichkeit der Versuchsperson für den Stimulus angeregt werden und zu veränderten Messergebnissen führen.

7) Beschreiben sie 4 Strategien um Störfaktoren bei der Realisierung eines empirischen Forschungsdesigns zu minimieren.

- wirkliche Elimination: z.B. anwesende Dritte nicht zulassen

- Konstanthaltung: Um sicherzustellen, dass der beobachtete Effekt auf die Variation der unabhängigen Variablen zurückgeht, wird versucht alle anderen Faktoren konstant zu halten. Da die natürliche Helligkeit von Tag zu Tag und im Tagesverlauf schwankt, sollten Versuche zur visuellen Wahrnehmung in einem über alle Versuchsdurchführungen hinweg gleich ausgeleuchteten Labor durchgeführt werden.

- Randomisierung: die Zuordnung der Versuchspersonen zu Experimental- und Kontrollgruppe nach dem Zufallsprinzip geschieht. Dadurch wird erreicht, dass sich die Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen bei einer hinreichend großen Stichprobe ausmitteln. Durch Randomisierung wird ausgeschlossen, dass es durch die Aufteilung der Versuchspersonen in Experimental- und Kontrollgruppe zu systematischen Verzerrungen der Ergebnisse kommt.

- Matching: Verfahren zur Bildung von Gruppen, die bezüglich eines Störfaktors oder mehrerer Störfaktoren homogen sind. Soll zum Beispiel eine Lehrmethode evaluiert werden, so können durch Parallelisierung zwei hinsichtlich ihrer Noten möglichst ähnliche Schülergruppen gebildet werden

- Replikation: Wiederholung von Experimenten, denn je öfter ein Experiment wiederholt wurde, desto zuverlässiger sind die Ergebnisse (Gesetz der großen Zahl)

8) Beschreibe Sie Unterschiede und Vor- und Nachteile von Feld -und

Laborforschung?

- unabhängig von der Designfrage

- Labor ist künstlich, aber auch Feldforschung erfasst nicht Alltagsverhalten

- Oft wird im Labor ein relativ kontext-unabhängiges Verhalten untersucht (aber allgemeine Gesetzmäßigkeiten sollten sich davon nicht beeinflussen lassen)

- Störvariablen wirken überall

- Untersuchungen im Labor lassen sich leichter realisieren, es gibt aber das Problem der großen Zahl (dann oft zu aufwendig und damit teuer)

9) Mit welchen 2-3 Problemen muss man sich bei einem Survey-Design

auseinandersetzen?

- Problem der Varianzauffindung: genügend Fälle mit/ohne Merkmal, nichtschiefe Verteilung bei kontinuierlichen Variablen, seltene Merkmale, disproportionale Stichproben, Auswertungsprobleme bei krasser Ungleichverteilung à Gewichtungsnotwendigkeit

- Kausalitätsproblem: Wirkt A auf B oder B auf A? Problem der Einstellungsgenese, es sind nur Zusammenhangs- und Kovariationsaussagen möglich

- Kontrolle von Dritt-, intervenierenden und Supressorvariablen: nicht beobachtete UVs, die die AV heimlich beeinflussen

o vorgängige Variablen: X à UV à AV

o intervenierende Variablen: UV à X à AV

o Supressorvariablen: UV à Xi (+) oder Xi (-) à AV (UV kann sich in 2 Teilgruppen unterschiedlich auswirken, sodass im Schnitt keine Veränderung rauskommt. So versteckt die Supressorvariable die Wirkung des Treatments)

10) Was ist das Kausalitätsproblem bei Survey-Designs? Welche anderen Probleme haben Survey-Designs?

Eines der Probleme von ex-post-facto Anordnungen wie dem Survey-Design besteht darin, dass die unabhängige und die abhängige Variable nicht eindeutig bestimmt werden können (Wirkt A auf B oder B auf A?). Für die Bestimmung der Kausalität ist eine eindeutige zeitliche Einordnung von Ursache und Wirkung notwendig, die durch eine einmalige Messung nicht möglich ist. Man kann höchstens Versuchen, in der Befragung rückwirkend eine Vorher-Befragung zu simulieren, was nicht immer möglich ist und außerdem eine hohe Fehlerquelle, die zu Verzerrungen führen kann, bildet. Andere Probleme sind das Problem der Varianzauffindung und das Problem der Kontrolle von Drittvariablen. (siehe vorherige Frage!)

11) Welcher Einfluss besteht zwischen dem Einfluss einer Drittvariablen und dem empirischen Gehalt einer Theorie?

Drittvariablen (verzerrte Auswahlen und Ausfälle) können für eine Scheinkausalität sorgen und somit den empirischen Gehalt einer Theorie verzerren. (siehe Frage 9, Punkt 3)

Thema V: Forschungsdesign I

1. Stellen Sie das Hempel-Oppenheim-Schema der kausalen Erklärung formal und an einem Beispiel dar.

Ausgehend vom kausalen Gesetz: allgemeingültiger Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung; Ursache passiert vor der Wirkung. Allgemeingültiges Gesetz A (nomos), dass den Sachverhalt B als Wirkung erklärt (Wenn A, dann B).

Explanandum: Beschreibung des zu klärenden Ereignisses (z.B. Die Straße ist nass, …)

Explanans: 1) Sätze, die die Bedingung beschreiben

2) Allgemeine Gesetzmäßigkeiten

z.B. …weil es regnet

Konkretes Beispiel also: Die Straße ist nass, weil es regnet.


2.Wie würden Sie das Ziel einer jeden empirischen Forschungsunternehmung

beschreiben?
Ziel ist immer die Erklärung von Tatsachen. Ein Forschungsdesign muss deshalb möglichst so ausgelegt sein, dass wir möglichst viele Erklärungen ausschließen können. 
 

3. Was ist eine Erkundungsuntersuchung und was ist eine Erklärungsuntersuchung? Diskutieren Sie Vor- und Nachteile!

Eine Erkundungsuntersuchung ist eine Evaluationsforschung: Erschließung eines nur wenig bekannten Forschungsfeldes; meist Vorstudien zur größeren und stärker strukturierten Hauptstudie (Frage: Was ist der Fall?)

Frage bei Erklärungsuntersuchungen: Wie lassen sich die beobachteten Tatsachen (kausal) erklären.

 
4. Erläutern Sie wie die drei Grundtypen eines sozialwissenschaftlichen Forschungsdesigns.

- Feldforschung: Unter Feldforschung wird die systematische Erforschung von Kulturen oder bestimmten Gruppen verstanden, indem man sich in deren Lebensraum begibt und das Alltagsleben der Menschen zeitweise teilt. Mithilfe eines oder mehrerer Informanten und durch gezieltes Fragestellen sowie teilnehmende Beobachtung werden wissenswerte Informationen über die betreffende Kultur oder Gruppe gesammelt.

- Laboruntersuchung: Oft wird im Labor ein kontext-unabhängiges Verhalten untersucht, das Labor schafft ein künstliches Umfeld. Untersuchungen im Labor sind grundsätzlich einfacher zu realisieren, es gibt aber das Problem der großen Zahl.

- Experiment vs. Ex-post-facto-Design: Ex-post-facto-Forschung bezieht sich auf Untersuchungen, deren potentielle Ursachen in der Vergangenheit liegen und deren potentielle UV-Variation vom Forscher nur hingenommen, aber nicht gestaltet werden konnte. Experimentelle Forschung wird geplant und dann durchgeführt. Ex-post-facto Forschung beginnt dann, wenn alles schon gelaufen ist (nach den Fakten). Einige Variablen könnten aktiv gestaltet werden, entsprechende Realisationen verbieten sich jedoch aus ethischen Gründen (z.B. Auswirkung von Entführungen oder Bombenangriffen auf die Angstgenese). Ex-post-factum-Designs sind oft die einzige Untersuchungsform, denn entweder man kann Bedingungen nicht kontrollieren oder sie sind ethisch nicht vertretbar



5. Was ist das Survey-Design? Benutzen Sie dazu Beispiele!

(ist nicht gleich dem Begriff Forschungsdesign, sondern ist selbst eine Art von Forschungsdesign!)

Beim Survey-Design wird der Stimulus nicht gezielt vom Forscher gesetzt, da er bereits ohne das Zutun des Forschers bei dem Befragten und seinen / ihren Lebensgewohnheiten vorliegt. Er kann somit nicht kontrolliert werden.

Es gibt beim SD eine Kontrollgruppe, da anschließend, auf Grund der Ausprägungen der Variable t nach der ersten Ausprägung zwei Gruppen gebildet werden können. Ein Rückschluss auf die Wirksamkeit des Stimulus ist möglich, aber wie bei der Einmalmessung nicht sehr sicher.

 

6. Erläutern Sie die Vor- und Nachteile, die eine Vorher-Nachher-Messung mit Kontrollgruppe einem Survey-Design gegenüber hat!

Das Survey-Design braucht einen Trick, indem das Vorliegen von Antecedensbedingungen nachträglich festgestellt wird. Der größte Vorteil den eine Vorher-Nachher-Messung mit Kontrollgruppe einem Survey-Design gegenüber hat, ist aber dass beim SD keine explizit erste Messung vor dem Stimulus stattgefunden hat. Nachteile der V-N-M sind generelle Störfaktoren wie zwischenzeitliches Geschehen, Veränderung der Person oder auch der Test-Retest-Effekt.

7. Sie wollen die einfache sozialwissenschaftliche Hypothese überprüfen: Die eigene Einkommenszufriedenheit steigt mit dem wahrgenommen Anteil der Sozialhilfeempfänger in der Bundesrepublik. Wie würden Sie vorgehen?

Vorher-Nachher-Messung unternehmen. Bestimmte, ausgewählte Gruppen von Leuten befragen, die repräsentativ sein sollte. Frage: „Sind Sie mit ihrem Einkommen zufrieden?“ Nach geraumer Zeit und deutlichem Anstieg oder Abfall der Sozialhilfeempfängerzahl erneute Befragung der gleichen Personen. Dann Hypothese anhand der gegebenen Antworten überprüfen.

Thema IV: Wissenschaftstheorie II

1. Stellen sie das Problem der Induktion dar.

- ein Grundproblem der Erkenntnistheorie

- auch bezeichnet als das Humesche Problem

- bezieht sich auf die Frage, ob und wann ein Induktionsschluss von Einzelfällen auf ein allgemeingültiges Gesetz zulässig ist. Problem:

1. Große Zahl (was ist eine große Zahl von der beobachteten Menge?)

2. Variation der Bedingungen (welche Bedingungen sind relevant?)

3. logische Konsistenz ( kein Rückgriff auf Theorien)

- Schlussfolgerung: Induktion taugt nicht als Grundlage für die Wissenschaft, also Deduktion

 
2. Schreiben Sie drei falsifizierbare und drei nicht falsifizierbare Sätze auf!
3 x falsifizierbar:
-          Mittwochs regnet es nie.
-          Alle Stoffe dehnen sich bei Hitze aus.
-          Wenn ein Lichtstrahl von einem ebenen Spiegel reflektiert wird, ist der Einfallswinkel gleich dem Ausfallswinkel.
3 x nicht falsifizierbar:
- Mittwochs regnet es oder auch nicht.
- Bei Sportwetten kann Glück im Spiel sein
- Immer wenn Zeus zornig ist, blitzt und donnert es.
 
3. ???
 

4. Was versteht Hugo Dingler unter Exhaustion?

Es können gegen den Willen des Forschenden »Abweichungen« zwischen den

Bestimmungen einer theoretischen Annahme und der praktischen empirischen

Forschung (Realität) vorliegen. Diese »Abweichungen« zwingen den Forschenden

aber keinesfalls »unmittelbar« zur Abänderung oder zum Aufgeben der

theoretischen Annahme. Er kann vielmehr unverändert bei der Behauptung einer

Geltung seiner Annahme bleiben und die »Abweichungen« auf »störende Umstände«

zurückführen, die er in seine theoretische Annahme mit einbezieht. Dieses

Verfahren der Aufrechterhaltung der Geltungsbehauptung trotz abweichender

empirischer Befunde nennen wir mit DINGLER »Exhaustion«. Durch das Verfahren

der Exhaustion ist die Behauptung der Geltung einer Theorie also von empirischen

Daten unabhängig zu machen.

5. Wann ist die Rettung von Theorien durch Ad-hoc-Hypothesen und ceteris-paribus Behauptungen wissenschaftstheoretisch möglich?

-          in einem Experiment wird immer nur eine Einflussgröße verändert, während alle anderen konstant gehalten werden, um genau deren Einfluss bestimmen zu können.
-          Die Ceteris-paribus-Klausel stellt einen Weg dar, vereinfachte Modelle der Wirklichkeit hinsichtlich der Auswirkungen von Veränderungen einzelner Parameter zu betrachten und zu bewerten.
-          Eine Ad-hoc-Hypothese ist eine für den Einzelfall geschaffene wissenschaftliche Hilfskonstruktion mit dem Zweck, eine Theorie gegen ihr widersprechende Beobachtungen zu unterstützen.
 
 
6. Stellen Sie den wissenschaftshistorischen Standpunkt von Thomas Kuhn dar.

- Struktur wissenschaftlicher Revolutionen

- Wissenschaft verläuft „nicht-induktiv“ und „nicht-rational“

- Wissenschaft verläuft diskontinuierlich und nicht akkumulativ, ist eine Abfolge von Krisen

- Vor-Wissenschaft à Normale Wissenschaft (Paradigma, Rätsel lösen) à Krise à Revolution à neue Normalwissenschaft à neue Krise à etc.

7. Inwiefern stellt die Theorie Kuhns ein Problem für die Wissenschaftstheorie dar? 

- Grundannahme: ganze Theoriesysteme werden betrachtet, Entscheidungen einer „scientific community“

- bei Kuhn sind Entscheidungen historisch und kulturell bedingt, nicht rational!

- Somit ergeben sich folgende Probleme für die Wissenschaftstheorie:

o Fehlende Rationalität

o Inkommenssurabilität der Paradigmen

o Diskontinuität

o Wissenschaftstheorie verfehlt ihren Gegenstand

8.Was versteht Imre Lakatós unter der Methodologie wissenschaftlicher 
Forschungsprogramme?
-          nicht einzelne wissenschaftliche Aussagen (naiver Falsifikationismus), nicht Theorien (raffinierter Falsifikationismus), sondern Mengen von Theorien (siehe Kuhn)
-          Harter Kern eines Forschungsprogramms
-          Schutzgürtel aus Hintergrundtheorien, Hilfshypothese, Beobachtungstheorien
-          positive und negative Heuristiken
-          progressive und degenerative Problemwechsel (problem shifts)
-          Theoriendynamik (Wissenswachstum)
 
9. ???

10. Was versteht Lakatós unter progressiven bzw. degenerativen Problemwechseln?

- progressiver Problemwechsel: eine neue Theorie sollte stets einen epistemologischen und empirischen Gehaltsüberschuss gegenüber der alten Theorie haben

- degenerativer Problemwechsel: degenerativ sind alle Problemverschiebungen, die nicht progressiv sind.

- Im Gegensatz zu Kuhn ist Lakatós der Auffassung, dass verschiedene Forschungsprogramme rational verglichen und diskutiert werden können. Lakatós betrachtet Fortschritt der Wissenschaft indes nicht als eine kontinuierliche Annäherung an die Wahrheit, sondern als eine Reihe von Problemverschiebungen, die uns ständig auf eine höhere Stufe gelangen lassen.

Thema III: Wissenschaftstheorie I

1. Grenzen Sie gegeneinander ab: Wissenschaftstheorie und Erkenntnistheorie.

Wissenschaftstheorie ist die Metatheorie der einzelwissenschaftlichen Erkenntnis und des rationalen Handelns, ist also nur ein Element der Erkenntnistheorie

2. Geben sie eine Definition durch Angabe von 3 Merkmalen von Wissenschaftstheorie.

- beschäftigt sich mit Voraussetzungen, Methoden und Zielen von Wissenschaft und ihrer Form der Erkenntnisgewinnung

- hat zum Gegenstand den Versuch der rationalen Nachkonstruktion der einzelwissenschaftlichen Vorgehensweisen und Resultate

- bedient sich der Mittel der angewandten Logik

3. Inwiefern und wann ist eine Wissenschaftstheorie normativ?

- ist normativ wenn zuvor aufgestellte Theorien revidiert werden

- außerdem bei Revision des

§ Generalisierungsanspruchs (Anspruch ist zu hoch oder zu weit reichend, wird deshalb „zurückgeschraubt“)

§ Bezugsrahmens (Unvergleichbarkeit von Paradigmen)

4. Beschreiben sie den Standpunkt Max Webers zu Forderung nach Wertfreiheit in der Wissenschaft.

- Webers Wertfreiheitspostulat: Wertungen vermeiden

- Werturteile schreiben eine Handlung vor oder bewerten einen Sachverhalt

- sie sind nicht objektiv begründbar und stellen nur die private Überzeugung des Wissenschaftlers dar

- Empirische Wissenschaft hat es ausschließlich mit Tatsachenfeststellung und ihren Begründungen zu tun

- Werte sind kein Gegenstand von Wissenschaft, deshalb sollten sie aus der Wissenschaft herausgehalten werden

- Einschränkung des Wertfreiheitspostulats: Forscher wird von einem Erkenntnisinteresse geleitet, welches historisch, gesellschaftlich und individuell bedingt ist

- deshalb ist es ihm nicht möglich, absolut wertfrei an einem Forschungsgegenstand zu arbeiten. Er kann sich aber seiner eigenen Werte (Axiome) und deren Folgen bewusst werden.

5. Wodurch unterscheiden sich systematische und pragmatische Erklärungen?

- systematisch: Erklärung von Tatsachen nach bestimmtem Ordnungsprinzip (System), unabhängiger Kontext, eindeutig

- pragmatisch: keine Kausale, wissenschaftliche Erklärung, sondern von Personen „ausgedacht“ (gelebte Erfahrung als Gründe für Theoriebildung), nicht allgemeingültig

6. Nennen Sie 5 häufigsten Formen unvollständiger Erklärung.

- Ungenaue Erklärung

- Rudimentäre Erklärungen

- Partielle Erklärungen

- Erklärbarkeitsbehauptungen

- Erklärungsskizzen

- genetische Erklärungen (können auch vollständige Erklärungen sein)

- historisch-genetische Erklärungen (brauchen zusätzliche Informationsquellen)

7. Stellen Sie die Struktur kausaler Erklärungen dar!

- Explanas: a) Allgemeine Gesetzmäßigkeiten; b) Sätze, welche die Antecedensbedingungen beschreiben

- Explanandum: Beschreibung des zu erklärenden Ereignisses

- siehe auch F&A II/ 4.

8. Worin besteht die strukturelle Identität von Erklärung und Vorhersage?

- menschliches Verhalten zeigt Regelmäßigkeiten und ist deutbar (Weber)

- soziales Handeln lässt sich erklären 1) aus Erwartungen, die subjektiv mit dem Handeln verbunden sind (i.e. durch subjektiv gemeinten Sinn) und 2) dem Forscher als Unterstellung „geeignet scheinen“

- ob die Deutung der Richtigkeitsrationalität mit der subjektives Orientierung übereinstimmt muss empirisch geklärt werden

9. Was ist ein praktischer Syllogismus und was ist ein kausalistisches Schlussschema?

praktischer Syllogismus:

- A intendiert, E zu verwirklichen

- A ist davon überzeugt, dass sie E nur dadurch herbeiführen kann, dass sie V tut

- daher schickt sich A an, V zu verwirklichen

à eine Handlung erfolgt genau dann, wenn ein bestimmtes konkretes Merkmal unter einen Obersatz, d.h. ein allgemeines Urteil fällt. Ist also ein Modell menschlichen Handels innerhalb der Handlungstheorie mit drei Komponenten:

- Wissenskomponente

- Wollenskomponente

- Handlungskomponente

kausalistisches Schlussschema:

- A intendiert, E zu verwirklichen

- A ist davon überzeugt, dass sie E nur dadurch herbeiführen kann, dass sie V tut

- Wenn immer jemand E intendiert und glaubt, dass V für E kausal notwendig ist, dann schickt er/sie sich an, V zu verwirklichen

- daher schickt sich A an, V zu verwirklichen

à Der Grundgedanke der intentionalistischen Erklärungstheorie entspricht dem des Praktischen Syllogismus. Der Unterschied besteht darin, dass das kausalistische Schlussschema in seiner Prämisse eine allgemeingültige Gesetzmäßigkeit beinhaltet.

10. Was ist ein Ducasse-Satz?

- Teil der Handlungserklärungen (des Praktischer Syllogismus)

- „Wenn immer jemand E intendiert und glaubt, dass V (die Handlung) für E kausal notwendig ist, dann schickt er sich an, V zu verwirklichen.“