Mittwoch, 16. Januar 2008

Thema II: Forschungsprozess

1. Nennen Sie die 12 Ablaufschritte eines empirischen Forschungsprojekts.

(1) Auswahl des Problems

(2) Entscheidung für eine wissenschaftstheoretische Grundposition

(3) Begriffsbildung und Theoriekonstruktion

(4) Bestimmung der Untersuchungsform (Design) und Forschungsantrag

(5) Konzeptspezifikation, Operationalisierung

(6) Entwicklung von Messinstrumenten; Fragebogenkonstruktion

(7) Theorie und Praxis der Auswahl der Untersuchungseinheiten

(8) Interviewerschulung, Pretest und Verbesserung

(9) Datenerhebung

(10) Datenerfassung, Datenbereinigung

(11) Datenanalyse und Modelle

(12) Publikation und Kritik

2. Grenzen Sie die Grundlagenforschung gegen die Angewandte Forschung ab.

- Grundlagenforschung: Produktion und Vermehrung möglichst allgemeingültigen Wissens; Beschreibung (Diagnose) und Erklärung sozialer Sachverhalte und Zusammenhänge

- Angewandte Forschung: soll Ergebnisse liefern, die bei aktuellen Entscheidungsprozessen verwertet werden können

3. Wie wählen Sie eine wissenschaftliche Grundposition für eine Forschungsarbeit?

- Verschiedene Grundpositionen: empirisch-analytische Methodologie, hermeneutisch-dialektisches Vorgehen, qualitativ vs. Quantitative Forschung

- Forschungspraxis von den Problemstellungen her entscheiden

- Meistens bedient man sich beider Methodologien

- Man muss sich darüber im Klaren sein, dass es unterschiedliche wissenschaftstheoretische Grundpositionen gibt. D. h., man muss diese Positionen kennen und die dazugehörigen Methoden beherrschen.

- Es darf aber keine dogmatische Präferenz für diese oder jene Position geben, sondern die Auswahl hängt vom Forschungsproblem ab. Manche Themenstellungen verlangen „Hermeneutik“, andere das „empirisch-analytische“ Vorgehen und die Quantifizierung und meistens braucht man beides.

4. Rekonstruieren Sie das Schema kausaler Erklärungen.

- ausgehend vom kausalen Gesetz: allgemeingültiger Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung

- Ursache geschieht vor der Wirkung

- allgemeingültiges Gesetz A, das den Sachverhalt B als Wirkung erklärt (Wenn A, dann B)

- Aber: nicht jede Erklärung ist vollständig

- Hempel-Oppenheim-Schema kausaler Erklärung:

Explanandum

Explanans

Beschreibung des zu erklärenden Ereignisses

  1. Sätze, welche die Bedingung beschreiben
  2. Allgemeine Gesetzmäßigkeiten

Die Studenten müssen lernen…

…weil sie eine Klausur in SWM schreiben.

5. Was versteht man in der empirischen Forschung unter "Untersuchungsform" und "Design"?

- Gesamtheit der Methoden die in einer Untersuchung angewendet werden

- Fragen zum Layout wie z.B. „Neuerhebung oder vorhandenes Material?“, „Wer oder was soll untersucht werden?“, „Wie wird protokolliert?“, „Einmal oder mehrmals?“, „Identische Einheiten?“, „mündlich, schriftlich, telefonisch, online?“, „Labor oder Experiment?“, „offen oder geschlossen?“, „Gegenwart oder retrospektiv?“, „quer- oder Längsschnitt?“

- Wahl des Designs abhängig von: Definition des Forschungsziels, Stand des Wissens, Forschungsressourcen

6. Was versteht man in der empirischen Forschung unter dem Begriff der Operationalisierung? Geben Sie zwei Beispiele.

- Zuordnung von Indikatoren zu empirischen Begriffen

- Messvorschriften

7. Was versteht man unter Konzeptspezifikation?

- Konkretisierung allgemeiner Begriffe, d.h. zumeist Einschränkung des Bedeutungshorizonts

- Dimensionen, die erfasst werden sollen

8. Was versteht man unter der Auswahl der Untersuchungseinheiten?

- Stichproben: sollen die Gesamtpopulation abbilden, sollen die erwartungstreue Schätzung von Parametern der Grundgesamtheit zulassen, sollen die Möglichkeit bieten Fehlerwahrscheinlichkeiten (Kontingenzintervalle) anzugeben

- Entscheidung für ein Auswahlprinzip: Zufallsauswahlen, bewusste Auswahlen, willkürliche Auswahlen

- Entscheidung für ein Stichprobendesign: Quota-Verfahren, Random-Route-Verfahren, Adressstichprobe über Einwohnermeldeämter, Telefonbuchstichprobe

9. Was soll ein Pretest leisten und welche Formen des Pretest kennen Sie?

- Pretest: Test unter Realbedingungen, ca. 20-40 Interviews, Änderung von Formulierungen, Befragungshilfen, Reihenfolge, Zeitschätzung

- Sollte Auskunft geben über: Verständlichkeit der Fragen, Probleme des Befragten mit seiner Aufgabe, Interesse und Aufmerksamkeit des Befragten bei einzelnen Fragen und insgesamt, Wohlbefinden des Befragten (respondent well-being), Häufigkeitsverteilung der Antworten, Reihenfolge der Fragen, Kontexteffekte, Probleme des Interviewers, technische Probleme, Zeitdauer der Befragung

- Zwei Typen: Standardbeoachtungspretest (klassischer Pretest) und kognitive Pretestverfahren

i. „klassischer Pretest“: einmaliges Testen des Fragebogens und realistischen Bedingungen; Interviewer sollen Probleme und Auffälligkeiten beobachten und darüber berichten; in der Regel passives Verfahren („Beobachtungspretest“); zugrunde liegendes Prinzip: man versucht aus der Reaktion des Befragten Rückschlüsse aus sein Frageverständnis zu ziehen

ii. Kognitive Testverfahren: „aktive Techniken“, Befragte werden aufgefordert zu erklären wie ihre Antworten zustande kamen und wie sie Begriffe und Formulierungen einer Frage verstehen; gut geeignet und Verständnisprobleme aufzudecken

10. Nennen Sie 6 Arten von kognitiven Pretests. (M. Groß findet diese Frage aber selbst nicht gut)

- Think Aloud: Methode des lauten Denkens.

- Probing: Nachfragen zum Ziel, Mehr/Präzisere Informationen von Beiträgen zu erhalten.

- Paraphrasing: Befragter soll nach der Beantwortung der Frage den Fragetext mit eigenen Worten wiederholen.

- Confidence Rating: Befragter bewertet nach Beantwortung der Frage den Grad der Verlässlichkeit seiner Antwort meist mittels einer Skala.

- Sorting Verfahren: Befragter sortiert Begriffe/Inhalte nach eigenen Kriterien (free sort) oder nach vorgegebenen Kriterien (dimensional sort).

- Response Latency: Technik, die die Zeit zwischen Präsentation der Frage und Antwort misst. Lange Reaktionszeiten werden als Indikator für Fragenmängel interpretiert.

11. Was versteht man unter einer "Verschlüsselung" in der Umfragenforschung?

- Übertragung auf den Computer mithilfe von Codeshemata (Codesheets), Verschlüsselung = Vercodung von geschlossenen und auch von offenen Antworten (dadurch eventuell Datenverlust)

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