Mittwoch, 16. Januar 2008

Thema VI: Forschungsdesign II

1)Zählen Sie 4 bis 6 mögliche Störfaktoren bei der Realisierung eines Forschungsdesigns auf.

- unbeobachtete Heterogenität

- Fehlspezifikation

- zwischenzeitliches Geschehen

- Veränderung der Person

- Test-Retest-Effekt

- Instrumentation

- Selektion (Zufall, Mortalität, missing data)

2) Was versteht man unter einer unabhängigen Variablen und was unter einer

abhängigen?

Es besteht ein kausaler Zusammenhang zwischen Variablen. Die Ursache wird dann als Unabhängige Variable, die Wirkung hingegen als die abhängige Variable bezeichnet. Da Kausalität nur in einer zeitlichen Abfolge von Ursache (vorher) und Wirkung (nachher) denkbar ist gilt weiterhin: Die unabhängige Variable muss zeitlich vor der abhängigen eintreten. Die Variablen müssen korrelieren und sie müssen ein geschlossenes System bilden, d.h. es darf keine Scheinkausalität durch Drittvariablen entstehen

3) Was bezeichnet man als "Selektionsfehler" bei der Realisierung eines

Forschungsdesigns?

Als Selektionsfehler bezeichnet man bei der Realisierung eines Forschungsdesigns eine grundsätzliche Veränderung der Zusammensetzung der Stichprobe. Dies kann durch Zufall geschehen oder systematisch. Besonders in letzterem Falle besteht die Gefahr, dass eine erneute Befragung nicht durch den Einfluss einer unabhängigen Variable anders ausfällt, sondern durch eine unrepräsentative Stichprobe (im Sinne der Vergleichbarkeit) verfälscht wird.

4) Untersuchen sie die interne und die externe Validität einer sozialwissenschaftlichen Untersuchung.

Überlegungen zur internen Validität befassen sich mit Fragen folgender Art:

- In wie fern ist die Variation in der AV auf die Variation in der UV zurückzuführen?

- Wie gut ist es gelungen, in der Untersuchung nur die Auswirkungen der UV in der AV zu finden?

- Können mögliche Alternativhypothesen zur UV-Erklärung der AV-Variation ausgeschlossen werden?

Ein Versuchsplan ist dann intern valide, wenn die Variation der AV (bis auf unsystematische Fehlervarianz FV) nur auf die Variation der UV zurückgeht.

Kernprobleme der externen Validität sind die Populationsvalidität und die ökologische Validität (z.B. Wäre etwas anderes herausgekommen, wenn andere Personen, zu anderen Zeiten in verschiedenen Situationen (Umgebungen) an anderen Plätzen untersucht worden wären?). Populationsvalidität bezieht sich auf Versuchspersonenrepräsentativität und kann stichprobentheoretisch noch einigermaßen hergestellt werden. Schwieriger wird es, über Situationen zu generalisieren. Dies ist praktisch unmöglich, da die Population der möglichen Situationen in den wenigsten Fällen geklärt erscheint.

5) Was ist Untersuchungsmortalität? In welchen Forschungsdesigns spielt sie eine Rolle?

Das Problem der Untersuchungsmortalität geht auf den Selektionsfehler in Langzeitstudien oder Mehrfachbefragungen zurück. Es stellt sich die Frage ob die Mortalität die Stichprobe in ihrer Grundzusammensetzung verändert, da sie beispielsweise systematisch auftritt. Dann wäre das Befragungsergebnis verfälscht.

6)Was sind reaktive Messeffekte?

Möglicher Störfaktor eines sozialwissenschaftlichen Forschungdesigns: Reaktivität oder reaktive Effekte des Messen: Durch die Durchführung des Pretests oder der ersten Befragungswelle kann die Empfänglichkeit der Versuchsperson für den Stimulus angeregt werden und zu veränderten Messergebnissen führen.

7) Beschreiben sie 4 Strategien um Störfaktoren bei der Realisierung eines empirischen Forschungsdesigns zu minimieren.

- wirkliche Elimination: z.B. anwesende Dritte nicht zulassen

- Konstanthaltung: Um sicherzustellen, dass der beobachtete Effekt auf die Variation der unabhängigen Variablen zurückgeht, wird versucht alle anderen Faktoren konstant zu halten. Da die natürliche Helligkeit von Tag zu Tag und im Tagesverlauf schwankt, sollten Versuche zur visuellen Wahrnehmung in einem über alle Versuchsdurchführungen hinweg gleich ausgeleuchteten Labor durchgeführt werden.

- Randomisierung: die Zuordnung der Versuchspersonen zu Experimental- und Kontrollgruppe nach dem Zufallsprinzip geschieht. Dadurch wird erreicht, dass sich die Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen bei einer hinreichend großen Stichprobe ausmitteln. Durch Randomisierung wird ausgeschlossen, dass es durch die Aufteilung der Versuchspersonen in Experimental- und Kontrollgruppe zu systematischen Verzerrungen der Ergebnisse kommt.

- Matching: Verfahren zur Bildung von Gruppen, die bezüglich eines Störfaktors oder mehrerer Störfaktoren homogen sind. Soll zum Beispiel eine Lehrmethode evaluiert werden, so können durch Parallelisierung zwei hinsichtlich ihrer Noten möglichst ähnliche Schülergruppen gebildet werden

- Replikation: Wiederholung von Experimenten, denn je öfter ein Experiment wiederholt wurde, desto zuverlässiger sind die Ergebnisse (Gesetz der großen Zahl)

8) Beschreibe Sie Unterschiede und Vor- und Nachteile von Feld -und

Laborforschung?

- unabhängig von der Designfrage

- Labor ist künstlich, aber auch Feldforschung erfasst nicht Alltagsverhalten

- Oft wird im Labor ein relativ kontext-unabhängiges Verhalten untersucht (aber allgemeine Gesetzmäßigkeiten sollten sich davon nicht beeinflussen lassen)

- Störvariablen wirken überall

- Untersuchungen im Labor lassen sich leichter realisieren, es gibt aber das Problem der großen Zahl (dann oft zu aufwendig und damit teuer)

9) Mit welchen 2-3 Problemen muss man sich bei einem Survey-Design

auseinandersetzen?

- Problem der Varianzauffindung: genügend Fälle mit/ohne Merkmal, nichtschiefe Verteilung bei kontinuierlichen Variablen, seltene Merkmale, disproportionale Stichproben, Auswertungsprobleme bei krasser Ungleichverteilung à Gewichtungsnotwendigkeit

- Kausalitätsproblem: Wirkt A auf B oder B auf A? Problem der Einstellungsgenese, es sind nur Zusammenhangs- und Kovariationsaussagen möglich

- Kontrolle von Dritt-, intervenierenden und Supressorvariablen: nicht beobachtete UVs, die die AV heimlich beeinflussen

o vorgängige Variablen: X à UV à AV

o intervenierende Variablen: UV à X à AV

o Supressorvariablen: UV à Xi (+) oder Xi (-) à AV (UV kann sich in 2 Teilgruppen unterschiedlich auswirken, sodass im Schnitt keine Veränderung rauskommt. So versteckt die Supressorvariable die Wirkung des Treatments)

10) Was ist das Kausalitätsproblem bei Survey-Designs? Welche anderen Probleme haben Survey-Designs?

Eines der Probleme von ex-post-facto Anordnungen wie dem Survey-Design besteht darin, dass die unabhängige und die abhängige Variable nicht eindeutig bestimmt werden können (Wirkt A auf B oder B auf A?). Für die Bestimmung der Kausalität ist eine eindeutige zeitliche Einordnung von Ursache und Wirkung notwendig, die durch eine einmalige Messung nicht möglich ist. Man kann höchstens Versuchen, in der Befragung rückwirkend eine Vorher-Befragung zu simulieren, was nicht immer möglich ist und außerdem eine hohe Fehlerquelle, die zu Verzerrungen führen kann, bildet. Andere Probleme sind das Problem der Varianzauffindung und das Problem der Kontrolle von Drittvariablen. (siehe vorherige Frage!)

11) Welcher Einfluss besteht zwischen dem Einfluss einer Drittvariablen und dem empirischen Gehalt einer Theorie?

Drittvariablen (verzerrte Auswahlen und Ausfälle) können für eine Scheinkausalität sorgen und somit den empirischen Gehalt einer Theorie verzerren. (siehe Frage 9, Punkt 3)

Keine Kommentare: