Mittwoch, 16. Januar 2008

Thema III: Wissenschaftstheorie I

1. Grenzen Sie gegeneinander ab: Wissenschaftstheorie und Erkenntnistheorie.

Wissenschaftstheorie ist die Metatheorie der einzelwissenschaftlichen Erkenntnis und des rationalen Handelns, ist also nur ein Element der Erkenntnistheorie

2. Geben sie eine Definition durch Angabe von 3 Merkmalen von Wissenschaftstheorie.

- beschäftigt sich mit Voraussetzungen, Methoden und Zielen von Wissenschaft und ihrer Form der Erkenntnisgewinnung

- hat zum Gegenstand den Versuch der rationalen Nachkonstruktion der einzelwissenschaftlichen Vorgehensweisen und Resultate

- bedient sich der Mittel der angewandten Logik

3. Inwiefern und wann ist eine Wissenschaftstheorie normativ?

- ist normativ wenn zuvor aufgestellte Theorien revidiert werden

- außerdem bei Revision des

§ Generalisierungsanspruchs (Anspruch ist zu hoch oder zu weit reichend, wird deshalb „zurückgeschraubt“)

§ Bezugsrahmens (Unvergleichbarkeit von Paradigmen)

4. Beschreiben sie den Standpunkt Max Webers zu Forderung nach Wertfreiheit in der Wissenschaft.

- Webers Wertfreiheitspostulat: Wertungen vermeiden

- Werturteile schreiben eine Handlung vor oder bewerten einen Sachverhalt

- sie sind nicht objektiv begründbar und stellen nur die private Überzeugung des Wissenschaftlers dar

- Empirische Wissenschaft hat es ausschließlich mit Tatsachenfeststellung und ihren Begründungen zu tun

- Werte sind kein Gegenstand von Wissenschaft, deshalb sollten sie aus der Wissenschaft herausgehalten werden

- Einschränkung des Wertfreiheitspostulats: Forscher wird von einem Erkenntnisinteresse geleitet, welches historisch, gesellschaftlich und individuell bedingt ist

- deshalb ist es ihm nicht möglich, absolut wertfrei an einem Forschungsgegenstand zu arbeiten. Er kann sich aber seiner eigenen Werte (Axiome) und deren Folgen bewusst werden.

5. Wodurch unterscheiden sich systematische und pragmatische Erklärungen?

- systematisch: Erklärung von Tatsachen nach bestimmtem Ordnungsprinzip (System), unabhängiger Kontext, eindeutig

- pragmatisch: keine Kausale, wissenschaftliche Erklärung, sondern von Personen „ausgedacht“ (gelebte Erfahrung als Gründe für Theoriebildung), nicht allgemeingültig

6. Nennen Sie 5 häufigsten Formen unvollständiger Erklärung.

- Ungenaue Erklärung

- Rudimentäre Erklärungen

- Partielle Erklärungen

- Erklärbarkeitsbehauptungen

- Erklärungsskizzen

- genetische Erklärungen (können auch vollständige Erklärungen sein)

- historisch-genetische Erklärungen (brauchen zusätzliche Informationsquellen)

7. Stellen Sie die Struktur kausaler Erklärungen dar!

- Explanas: a) Allgemeine Gesetzmäßigkeiten; b) Sätze, welche die Antecedensbedingungen beschreiben

- Explanandum: Beschreibung des zu erklärenden Ereignisses

- siehe auch F&A II/ 4.

8. Worin besteht die strukturelle Identität von Erklärung und Vorhersage?

- menschliches Verhalten zeigt Regelmäßigkeiten und ist deutbar (Weber)

- soziales Handeln lässt sich erklären 1) aus Erwartungen, die subjektiv mit dem Handeln verbunden sind (i.e. durch subjektiv gemeinten Sinn) und 2) dem Forscher als Unterstellung „geeignet scheinen“

- ob die Deutung der Richtigkeitsrationalität mit der subjektives Orientierung übereinstimmt muss empirisch geklärt werden

9. Was ist ein praktischer Syllogismus und was ist ein kausalistisches Schlussschema?

praktischer Syllogismus:

- A intendiert, E zu verwirklichen

- A ist davon überzeugt, dass sie E nur dadurch herbeiführen kann, dass sie V tut

- daher schickt sich A an, V zu verwirklichen

à eine Handlung erfolgt genau dann, wenn ein bestimmtes konkretes Merkmal unter einen Obersatz, d.h. ein allgemeines Urteil fällt. Ist also ein Modell menschlichen Handels innerhalb der Handlungstheorie mit drei Komponenten:

- Wissenskomponente

- Wollenskomponente

- Handlungskomponente

kausalistisches Schlussschema:

- A intendiert, E zu verwirklichen

- A ist davon überzeugt, dass sie E nur dadurch herbeiführen kann, dass sie V tut

- Wenn immer jemand E intendiert und glaubt, dass V für E kausal notwendig ist, dann schickt er/sie sich an, V zu verwirklichen

- daher schickt sich A an, V zu verwirklichen

à Der Grundgedanke der intentionalistischen Erklärungstheorie entspricht dem des Praktischen Syllogismus. Der Unterschied besteht darin, dass das kausalistische Schlussschema in seiner Prämisse eine allgemeingültige Gesetzmäßigkeit beinhaltet.

10. Was ist ein Ducasse-Satz?

- Teil der Handlungserklärungen (des Praktischer Syllogismus)

- „Wenn immer jemand E intendiert und glaubt, dass V (die Handlung) für E kausal notwendig ist, dann schickt er sich an, V zu verwirklichen.“

1 Kommentar:

Morgen Freiman hat gesagt…

- genetische Erklärungen (können auch vollständige Erklärungen sein)

Was ist denn eine vollständige Erklärung (o_O)?